Duczika
Beschreibung
Herman Heijermans
Duczika
Ein Berlin-Roman
Aus dem Niederländischen erstmals übersetzt von Ferri Leberl
Mit seinem Roman Duczika entführt uns der naturalistische niederländische Schriftsteller und Journalist Herman Heijermans (1864–1924) nach Berlin in einen drückenden Spätsommer am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Wir lernen Duczika kennen, die in einer Zinswohnung Tage und Nächte in Heimarbeit für einen Konfektionsbetrieb schuftet. Ihre Mutter Laurie, eine enttäuschte ehemalige Theaterdiva. Die Schwester Lotte, die eifrig Ballett studiert – blüht auch ihr eine Enttäuschung? Cousine Betty, die im Kaufhaus des Westens nicht nur die Kunden um ihren Finger wickelt. Den unentschlossenen Kavalier Erich, ein klammer Student, der von seinem Hass auf den – vielleicht doch nicht ganz so skrupellosen – Pfandleiher Semmy Lubinsky lebt und auf das Ableben seines zwanghaften Erbonkels Friedrich wettet. Den Nachbarn Ginzel, dem das Glück endlich hold ist – auf wessen Kosten?
Zwischen feingliedrigen Sittengemälden aus der Metropole des endenden Kaiserreiches entwickelt Heijermans eine dramatische Kriminalgeschichte.
Heijermans wurde 1864 in Rotterdam in eine liberale jüdische Familie geboren. 1893 wurde er Theaterkritiker beim neu errichteten de Telegraaf (heute die auflagenstärkste niederländische Boulevardzeitung). Er fiel durch beißende Kritiken auf, wagte sich jedoch auch bald mit eigenen Dramen an die öffentlichkeit, die heute als Meilensteine gelten, da sie seinen sozialistischen Standpunkt nicht moralisierend vertraten, sondern durch naturalistische Anschauung. Viele dieser Stücke wurden von der Nederlandsche Tooneelvereeniging inszeniert, die ihm lange ausreichende Tantiemen bescherte. Als dies nicht mehr auskömmlich war, ging Heijermans nach Berlin. Dort lebte er als Journalist für niederländische, aber auch deutsche Zeitungen, trieb die Übersetzung seiner Dramen ins Deutsche und deren Inszenierung voran und schrieb weiterhin Texte, die jetzt, ohne seinen früheren Hauptabnehmer, nicht mehr dramatisch sein mussten. Darunter 1912 Duczika, das zuerst als Folgeroman in de nieuwe Gids erschien, und erst posthum als Buch. Irgendwann kehrte Heijermans in die Niederlande zurück und wurde in den Zwanzigerjahren – mit mäßigem Erfolg – Intendant des Theater Carré, eines traditionsreichen Amsterdamer Veranstaltungsgebäudes. Heijermans erlag 1924 in Zandvoort einer Krebserkrankung und wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme verabschiedet.
1. Auflage 2022, 368 Seiten, 14,3 x 21,5 cm, Broschur
Euro 19,80
ISBN 978-3-945880-68-5